Hier möchte ich alt werden. Oder?
Das Zuhause ist einer der zentralen Fixpunkte im Leben. Unter der Woche verbringen wir hier durchschnittlich die Hälfte unseres Tages. Am Wochenende deutlich mehr. Doch was passiert, wenn man das sprichwörtlich „eigene Reich“ im Alter hinter sich lassen muss?
Home sweet Home. Das denken wir, wenn wir nach einem langen und anstrengenden Tag nach Hause kommen und die Tür hinter uns schließen. In den eigenen vier Wänden können wir entspannen. Unserem eigenen Rhythmus nachgehen. Das hat auch viel damit zu tun, dass wir uns mit vertrauten Dingen umgeben und alles so hergerichtet ist, wie es unseren Vorlieben entspricht. Nichts ist zufällig, alles hat eine Bedeutung: Die Fotos an der Wand erinnern uns an Familienurlaube. Der Schreibtisch im Arbeitszimmer ist ein Erbstück vom Großvater. Da ist die Topfpflanze, die bereits drei Umzüge überstanden hat. Im Kühlschrank steht der Lieblingsweißwein, den man beim Essen mit Freunden verkostet hat. Und der sonntägliche Gang zum Bäcker ist liebgewonnene Routine. Zuhause ist Identität. Hier fühlen wir uns sicher und geborgen.
Wie wir Menschen sesshaft wurden
Vor rund 12.000 Jahren wurden aus Jägern und Sammlern, die ihr Essen teilten und verbrauchten, sesshafte Bauern, die Vorräte aufbauten und ihren Fokus auf den Besitz richteten. Ein Prozess, der sich über mehrere tausend Jahre vollzog. Die Ursprünge liegen nach heutigem Wissensstand im Nahen Osten. Archäologische Funde zeigen, dass die Menschen sich erstmals am sogenannten fruchtbaren Halbmond ansiedelten. Sie verweilten länger am gleichen Ort, bildeten größere Gruppen, bauten Getreide an und züchteten Ziegen und Schafe. Fruchtbarer Boden spielte für die Wahl ihres Lebensraums eine wichtige Rolle. Die Menschen richteten sich im wahrsten Sinne des Wortes ein, nämlich so, dass sie alles, was sie zum Überleben brauchten, in ihrer Nähe hatten. Und wer nicht mehr umherziehen muss, der kann auch anfangen, Habseligkeiten, also individuellen Besitz anzusammeln.
Die Sesshaftigkeit des Menschen ist gleichzusetzen mit dem Beginn der Zivilisation mit all ihren positiven und negativen Ausprägungen. Ein festes Refugium zu besitzen hat sich als Lebensform durchgesetzt und ist Teil der menschlichen Evolution.
Konzepte fürs Wohnen im Alter sind wichtig
Zurück in die heimeligen vier Wände, die zu bewohnen mit zunehmendem Alter stetig herausfordernder wird. Der Gesundheitszustand und die Frage der täglichen Versorgung spielen dabei eine immer zentralere Rolle. Vor allem wenn die Mobilität nachlässt, bekommen andere Aspekte ein stärkeres Gewicht: die Distanz zur nächsten Bushaltestelle, dem Supermarkt und der Arztpraxis. Unser Lebensraum und der Radius, in dem wir uns bewegen, werden in der Regel immer kleiner.
Bis er sich schließlich für manche auf das Leben in der Pflegeeinrichtung beschränkt. Die Frage: „Wie wollen wir im Alter leben?“ ist daher von zentraler Bedeutung. Sie betrifft viele Aspekte der Infrastruktur unserer Gesellschaft. Pflegeeinrichtungen können hier wichtige Impulse setzen und viel dafür tun, damit Menschen auch im Alter ein Gefühl von „Zuhause“ haben. Ein Gedanke dazu: In unserer Gesellschaft ist der Einzelne so „Ich“-fokussiert wie vielleicht nie zuvor. In der Arbeitswelt dominiert der Begriff „new work“, um Arbeitnehmern maximalen Gestaltungsspielraum zu geben. Aber wie verändert sich das Leben für die Ältesten in unserer Gesellschaft? Hierfür gibt es sicher nicht die eine große Lösung. Aber Sie alle haben sicher Ideen für Konzepte, die eines gemeinsam haben: dem Menschen im Alter Raum zu geben. Und ein bisschen ist das auch wie Vorarbeiten: Schließlich werden wir eines Tages alle Seniorinnen oder Senioren sein.