Interview mit Dr. Markus Miele

Miele Professional ist ein wichtiges Standbein für das Unternehmen Miele. Ein Grund: der enge Kontakt zu den Kunden und der gemeinsame Weg zur besten Lösung für die individuelle Anforderung. Das wird in Zukunft sogar noch wichtiger werden. Warum, erklärt der Geschäftsführende Gesellschafter Dr. Markus Miele.

Glückwunsch, Herr Dr. Miele. Das Magazin PROconcept feiert ein kleines Jubiläum. Dieses Interview erscheint in der 25. Ausgabe. Können Sie sich eigentlich noch an die erste Ausgabe erinnern?

Selbstverständlich. Ich lese alle unsere Publikationen, weil ich wissen möchte, was wir nach innen und außen kommunizieren. An die erste PROconcept kann ich mich noch sehr gut erinnern. Ich habe damals, weil es ein neues Magazin war, alle Artikel gelesen und das Heft in meiner Ablage archiviert. Das Magazin ist heute noch interessanter. Wir bilden viel mehr Facetten ab, weil der Leser erfahren will, wie andere Altenpflegeheime das Thema Inhouse-Wäscherei umsetzen und was Miele macht. Das ist eine sehr interessante Mischung. 
 
Was war damals die Idee, ein Magazin für Seniorenheime und Pflegeeinrichtungen zu publizieren? 

Dafür gab es zwei Gründe: 1. Wir sind die Spezialisten für Geräte und wissen, wie man sie optimieren kann. Wir müssen aber lernen, noch mehr durch die Brille des Kunden auf die Anwendungen zu schauen, um noch bessere Lösungen für spezielle Anforderungen zu finden. 

2. Für seine Lösungen im gewerblichen Bereich ist Miele natürlich weniger bekannt als im Haushaltsbereich, wo allein in Deutschland Millionen von Menschen unsere Geräte täglich nutzen. Da ist ein interessantes Magazin ein guter Werbeträger, um Miele Professional bekannter zu machen. 

Wie wichtig ist die Sparte Professional für Ihr Unternehmen?

Miele Professional ist im Unternehmen historisch verankert. Mein Urgroßvater hat lange auf einem Bauernhof gelebt, wo während der Erntezeit viel Wäsche anfiel. So entstand die Idee, größere Waschmaschinen zu entwickeln. Heute ist der Bereich Professional für uns aber auch ein wichtiges zweites Standbein, etwa für den Fall, dass es im Haushaltsbereich mal nicht so boomt. Wichtig ist Professional auch für den Technologieaustausch: Bei den hochwertigen und robusten gewerblichen Maschinen setzen wir häufig schon frühzeitig jene Technik ein, die später dann im Haushaltsbereich verwendet wird. 

Ist Miele Professional für Miele also das, was für Autohersteller die Formel 1 ist?

An der Leistungsfähigkeit, Vielseitigkeit und Robustheit der Geräte gemessen, kann man das so sagen. Ich würde sogar weitergehen: Es ist für uns die individualisierte Formel 1, weil wir in diesem Bereich auf zig Kursen unterwegs sind: von Altenpflegeheimen, Waschsalons, Hotels bis zur Medizintechnik mit vielen Kunden, die unterschiedliche Bedürfnisse haben, auf die wir variabel und individuell reagieren müssen. Dabei lernen wir sehr viel – sowohl im Vertrieb als auch in der Produktion. Das ist auch einer der Gründe, warum wir im Bereich Professional bis 2024 überproportional wachsen wollen. 

Haben Sie schon mal ein Altenpflegeheim besucht, um sich von der Funktionalität Ihrer Maschinen zu überzeugen?

Ja, sogar mehrfach! Es ist immer interessant, wenn man Kunden besucht. Dabei erfährt man direkt, warum die Geräte gut funktionieren oder was man noch alles verbessern kann. 

Miele hat also zu den gewerblichen Kunden einen direkteren Kontakt als zu den privaten?

Ja, das kommt daher, weil wir enger zusammenarbeiten. Ein Beispiel: Wir warten gewerbliche Geräte regelmäßig, weil es in vielen Bereichen gesetzlich vorgeschrieben ist. Dadurch kennen wir den Kunden und den Zustand unserer Geräte viel besser und sehen, was wir im Umfeld der Maschinen noch optimieren können. 

Warum sollte sich ein Altenwohnheim für Geräte von Miele entscheiden?

Weil ich davon überzeugt bin, dass wir die beste Lösung am Markt haben – angefangen von den Maschinen bis zum Service- und Vertriebspersonal. Diese Lösung rechnet sich nicht nur für jedes Altenpflegeheim, sondern stellt insgesamt ein unglaublich gutes Gesamtpaket dar.

Auch weil die Geräte zuverlässig sind? 

Ja, genau. Deswegen legen wir ja so viel Wert auf die umfangreichen Tests im Werk Lehrte bei Hannover, wo die Maschinen für die gewerbliche Wäschepflege hergestellt werden. Dabei lernen wir viel über die Zuverlässigkeit einzelner Bauteile. Außerdem analysieren wir die Rückläufer aus dem Feld. Auf diese Weise sammeln wir wertvolle Informationen, um uns noch kundenspezifischer aufzustellen und solche Maschinen zu entwickeln, die das individuelle Problem des Kunden lösen können. 

„Immer besser“ – so das Markenversprechen von Miele. Wo kann sich Miele Professional noch verbessern?

Wir sind sehr gut aufgestellt, wenn es um unser eigentliches Produkt geht. Aber wir können noch mehr tun, wenn es um Services rund um das Produkt geht. Das müssen wir nicht alles selbst machen, sondern sollten durch intelligente Kooperationen mehr maßgeschneiderte Lösungen anbieten.

Und die Digitalisierung? Ist sie auch für Miele Professional die Zukunft? 

Auf jeden Fall ist es ein wichtiges Zukunftsthema. Nicht alles, was digitalisierbar ist, muss aber auch digitalisiert werden. Wir brauchen eine nutzerrelevante Digitalisierung, die dem Kunden weiterhilft und ihn unterstützt. Das können einfache Dinge sein wie die Leerstandserkennung von Waschmittelbehältern, die dem Anwender sagt, wann diese aufgefüllt werden müssen. Ich glaube aber, da kann man mehr machen. Ich denke beispielsweise an eine Schnittstellenkommunikation zwischen Waschmaschine und Trockner. Das muss aber alles so einfach wie möglich sein, damit es der Nutzer auch akzeptiert. 

In PROconcept stellen Bewohner der Altenpflegeheime ihre Lieblingskleidung vor. Besitzen Sie auch ein Kleidungsstück, das Sie besonders mögen?

Ich habe mehrere. Zu ihnen gehört mein schwarzer Hochzeitsanzug. Der hängt immer noch im Kleiderschrank. Ich weiß zwar nicht, ob ich da nach 17 Jahren noch reinpasse. Aber er erinnert mich an einen sehr wichtigen und wunderschönen Moment in meinem Leben. 

Zum Schluss: Waschen Sie noch selbst? 

Selten, aber ich mache es. Meine Frau behauptet zwar: „Du kannst das nur theoretisch.“ Bei uns zu Hause stehen immer zwei Waschmaschinen und zwei Trockner. Eine Maschine davon ist meist ein Prototyp, den ich selbst ausprobiere und teste.

Dr. Markus Miele
Ingenieur und Gesellschafter

Der gebürtige Gütersloher ist ein Urenkel des Firmengründers Carl Miele. Nach seinem Studium in Karlsruhe, das er als diplomierter Wirtschaftsingenieur abschloss, promovierte er an der Universität St. Gallen zum Dr. oec. In das Familienunternehmen trat er 1999 ein. Seit 2002 ist er gemeinsam mit Dr. Reinhard Zinkann Geschäftsführender Gesellschafter von Miele. Er ist Vizepräsident der Industrie- und Handelskammer OWL und Vorsitzender des Unternehmerverbands im Kreis Gütersloh.

 

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