Alles in Bewegung
Was monotone Bewegungen und ein Zwicken im Rücken mit Wirtschaftlichkeit zu tun haben, erklärt Dr. Christian Brinkmann, Chefarzt der Klinik für Wirbelsäulenchirurgie im St. Josef-Stift Sendenhorst.
Herr Dr. Brinkmann, es heißt ja: Bewegung tut gut. Mitarbeiter in Altenpflegeheimen und Inhouse-Wäschereien sind viel in Bewegung, leiden aber trotzdem unter Rückenschmerzen. Woran liegt das?
Bei Bewegung kommt alles unter Belastung. Bandscheiben, Bänder, Muskulatur, Gelenke – all diese Strukturen müssen ineinandergreifen, damit die Bewegung gut funktioniert. Ist das Gefüge gestört, gibt es verschleißbedingte Veränderungen, die sich in Schmerzen äußern. Solche Störquellen sind eine schwache Muskulatur, aber auch gleiche, monotone, schwere Bewegungen und Belastungen.
Was sind die Folgen?
In der Regel erfahren Betroffene verschleißbedingte Veränderungen der Facettengelenke, die zur Spinalkanalstenose führen. Diese Verengung des Wirbelkanals passiert, wenn die kleinen Gelenke an der Wirbelsäule unter Druck geraten und Arthrose ausbilden. Es wird dabei häufig Knochen angebaut, der in den Wirbelkanal hineinwächst. Wenn dies in großem Ausmaß passiert, führt das zur Spinalkanalstenose. Dadurch kann es zu Druck auf die Nerven und zu Schmerzen kommen, die bis in die Beine ausstrahlen können.
Welche Gruppen sind besonders anfällig für Rückenprobleme?
Die Probleme treten mit zunehmendem Alter häufiger auf, weil es ein verschleißbedingter Prozess ist. So ab 50 oder 60 Jahren wird es wahrscheinlich. Ab diesem Alter muss man spätestens etwas dagegen tun.
Und wie wirken sich die Folgen fehlender Arbeitsplatzergonomie auf die Wirtschaft aus?
Der Schaden ist enorm groß. Rückenerkrankungen sind die Krankschreibung Nummer 1, das ist ein echtes Problem. Ich glaube, das hat etwas mit unserem Lifestyle zu tun, wir bewegen uns zu wenig und zu monoton. Es ist wichtig, selbst aktiv zu werden und etwas für sich zu tun. Viele warten zu lange, bis das Problem akut ist, und dann beginnt die Behandlung. Das ist schade.
Wie kann man beispielsweise in einer Wäscherei darauf reagieren?
Wichtig ist die Arbeitsplatzgestaltung. Zum Beispiel, indem man die Arbeitsprozesse rückenfreundlicher gestaltet und die Maschinen auf einer Höhe einrichtet, in der man sie gut ein- und ausräumen kann und dafür nicht immer eine monotone Drehbewegung ausführen muss, sondern dass wechselnde Bewegungen eine Rolle spielen. Denn das Monotone macht alles sehr mühsam. Wenn man nämlich den Haltungsapparat lange unter Spannung hält und beansprucht, ist das ungünstig. Gerade für die kleinen Wirbelbogengelenke oder die Muskeln ist das lange Stehen eine Dauerbelastung. Auch das Bücken ist eine besondere Belastung. Wechselnde Bewegungen sind einfach besser! Denn die Wirbelsäule möchte bewegt werden – also: mal gehen, mal stehen, mal sitzen. Es ist also sinnvoll, frühzeitig präventiv aktiv zu werden, um Dauererkrankungen der Mitarbeiter oder sogar operative Eingriffe zu verhindern und nicht zu warten, bis der Mitarbeiter ein Problem hat.
Und was kann der Mitarbeiter selbst aktiv tun?
Ein wichtiges Stichwort ist die Prophylaxe. Man kann sehr gut lernen, sich rückengerecht zu verhalten und zu bewegen. Hier gibt es viele Angebote an Kursen und Unterstützung von Physiotherapeuten. Sie erklären, wie man sich unter arbeitsergonomischen Gesichtspunkten günstig bewegen sollte, wie monotone Bewegungen vermieden werden können oder wie man eine Kiste richtig anhebt. Es ist außerdem wichtig, dass man etwas für die Muskulatur tut.
Fit bleiben – Tipps für die Pause von Physiotherapeut Peter Müller
Wirbelsäule lockern - der Hüftschwung
Setzen Sie sich hüftbreit und mit geradem Rücken hin. Nehmen Sie die Hände über Ihre Hüftknochen. Jetzt bewegen Sie Ihre Hüfte langsam vor und zurück. Der Oberkörper bleibt dabei stabil.
Wirbelsäule mobilisieren - der Seitenblick
Setzen Sie sich hüftbreit und mit geradem Rücken hin und umfassen Sie Ihren Hinterkopf. Drehen Sie den Oberkörper kontrolliert zur Seite, der Oberkörper bleibt dabei stabil. Im Wechsel rechts und links.
Wirbelsäule stärken - der Sternengriff
Die Ausgangssituation gleicht einem Skispringer vor dem Absprung: Knie angewinkelt, ausgestreckter Hintern, gerader Rücken. Nehmen Sie abwechselnd den rechten und den linken Arm kontrolliert nach oben. Kurz halten.