Wasser effizient nutzen

Dr. Marius Mohr informiert über Einsparpotenziale in Pflegeeinrichtungen

Um die Trinkwasserversorgung nachhaltig zu sichern, sollten wir sparsam mit Wasser umgehen. Welche Einsparpotenziale ergeben sich in Pflegeeinrichtungen? Antworten gibt Dr. Marius Mohr vom Fraunhofer- Institut im Interview. Dr. Marius Mohr leitet das Innovationsfeld Wassertechnologien und Werkstoffrückgewinnung am Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik (IGB) in Stuttgart.

Wir leben in einem vergleichsweise wasserreichen Land. Müssen wir ein schlechtes Gewissen haben, wenn wir den Wasserhahn zu lange laufen lassen?

Ja und nein. Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern haben wir in Deutschland bei der Versorgung mit Trinkwasser keine Mengenprobleme. Allerdings sind die Wasservorkommen regional sehr unterschiedlich verteilt, sodass es je nach Saison auch große Unterschiede bezüglich der Bedeutung des Wassersparens gibt. Deshalb machen sich beispielsweise viele Wasserversorger um die Trinkwasserreserven durchaus berechtigte Sorgen. Zudem gibt es in Gegenden mit sandigen Böden wie in Nord- und Ostdeutschland einen hohen Bewässerungsbedarf.

Wie einfach ist es, im Alltag Wasser zu sparen?

Ganz allgemein gehen wir in Deutschland schon sehr bewusst mit Wasser um. Beispielsweise sind wassersparende Armaturen im Haushalt vielerorts bereits Stand der Technik. Besonders das Sparen von Warmwasser kann sich aber doppelt auszahlen, weil sich dadurch sowohl die Energie- als auch die Wasserkosten reduzieren lassen. Gleichzeitig sinken zudem der Energieverbrauch und die CO2-Emissionen.

Immer mehr Bedeutung kommt grünen Infrastrukturen zu. Was heißt das?

Ein Beispiel: In der Stadt sind die meisten Oberflächen versiegelt, sodass der Regen in die Kanalisation abfließt und nicht im Boden versickert oder von Grünflächen aufgenommen wird. Deshalb arbeitet das Fraunhofer-Institut u. a. an praktikablen Konzepten, wie sich Gründächer in urbanen Räumen besser einsetzen lassen. Denn diese speichern Niederschlagswasser wie ein Schwamm und kühlen durch die Verdunstung und Abgabe von Wasserdampf die Luft in der Umgebung. Außerdem helfen sie Wetterextreme, wie Starkregen oder Hitze, auszugleichen.

Welche Potenziale für eine bessere Wassernutzung sehen Sie für Pflegeeinrichtungen?

Der Einsatz von Gründächern ist sicherlich vergleichsweise einfach möglich. Um die genutzte Trinkwassermenge zu reduzieren, könnte beispielsweise für die Bewässerung von Grünflächen oder für die Spülung von Toiletten Regenwasser genutzt werden. Für die Speicherung der erforderlichen Mengen sind Zisternen eine gute Wahl. Bestens geeignet ist das Wasser aus Dachrinnen, weil dies am wenigsten verschmutzt ist. Wichtig ist aber, sich nicht davon abhängig zu machen, sondern immer eine Nachspeisung von Trinkwasser sicherzustellen, da es manchmal lange nicht regnet.

Wie lässt sich in Einrichtungen, in denen die Hygiene besonders wichtig ist, nachhaltig mit Wasser wirtschaften?

Zunächst ist es wichtig, sich bewusst zu machen, in welchen Bereichen überhaupt Einsparpotenziale möglich sind, ohne dass die Qualität der Pflege beeinträchtigt wird. Ein Wasseraudit wäre ein erster Schritt für einen verantwortungsvollen Umgang mit Wasser. Wenn dabei auffällt, dass der Wasserverbrauch in einzelnen Bereichen zu hoch ist, könnte man nach Einsparpotenzialen suchen und sich beispielsweise fragen: Wie weit drehe ich den Wasserhahn auf? Wie lange lasse ich das Wasser laufen?

Ist ein gewisser Wasserdurchlauf aus hygienischen Gründen nicht sogar sinnvoll?

Auf jeden Fall! Besonders an wärmeren Tagen können Legionellen auch in Kaltwasserleitungen zu einem Problem werden, denn stehendes, warmes Wasser ab 25 Grad ist eine ideale Umgebung für die Ausbreitung der Bakterien. Deshalb sind regelmäßige automatische Druckspülungen unerlässlich, auch wenn dabei punktuell viel Wasser verbraucht wird.

Lässt sich auch Abwasser wiederverwenden?

Weil die Wasserhygiene in Pflegeeinrichtungen einen besonders hohen Stellenwert für die Gesundheit hat, ist die Nutzung von Abwasser nicht ohne eine vorherige Reinigung möglich – nicht einmal zum Wäschewaschen oder für die Toilettenspülung. Entsprechende Aufbereitungsanlagen sind jedoch teuer und erfordern auch einen gewissen Personalaufwand im Betrieb.

Wasserstrategie

Wasserknappheit in Deutschland verhindern

Klimaforscher warnen, dass heiße und trockene Sommer wie 2018 und 2019 in 30 Jahren in Deutschland normal sein und auf Dauer zu Wasserknappheit führen könnten. Mit einer nationalen Wasserstrategie will das Umweltministerium deshalb eine ausreichende, hochwertige und bezahlbare Wasserversorgung bis ins Jahr 2050 sicherstellen. Dafür sollen Grundwasser, Seen, Bäche und Flüsse sauberer und eine weitere Übernutzung der Wasserressourcen vermieden werden. Zudem ist geplant, Kosten für die Abwasserentsorgung verursacher- und sozial gerechter zu verteilen. Zudem will das Ministerium u. a. Anreize schaffen, um die Nutzung von Wasser an dessen Verfügbarkeit anzupassen. Gemeinsam mit den Ländern sollen außerdem Regeln aufgestellt werden, wer im Fall von regionaler Wasserknappheit vorrangig Wasser nutzen darf.